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ausgeschrieben wurde, rief dies einige engagierte Cuxha- vener Bürger auf den Plan: Sie wollten „ihre“ „Schaarhörn“ unbedingt erhalten. Es fand sich ein Cuxhavener Käufer, der jedoch die Au age erhielt,
nung. Die offene Nordsee ser- vierte dem Dampfer ordent- liche Breitseiten und jedes Mal nahm das Schiff einen tüchtigen Schluck Wasser über, der schnurstracks in den Kesselraum lief. „Das Wasser
Um nicht noch mehr Seewas- ser überzunehmen, musste der Kurs nach Westen auf England zu geändert werden.
Mit Mühe und Not und mit Hilfe eines per Flaggensignal angeforderten Lotsen erreich-
Ort an der Ostküste Schott- lands. Diese Fahrt sollte für die „Schaarhörn“ für lange Jahre die letzte unter eigener Kraft bleiben. Nachdem die „Schaar- hörn“ in Buckie bereits einige Zeit im Hafen gelegen und
   Zwei Hamburger Wahrzeichen auf einem Bild: Die „Schaarhörn” in Fahrt vor
Der Dampfer „Schaarhör” passiert das Feuerschiff „Elbe 3”, das früher als schwimmendes Schifffahrtszeichen zunächst in der Wesermündung, später in der Elbmündung lag und Schiffen ihren sicheren Weg wies.
der „Elphi”.
das Dampfschiff für museale Zwecke der Stadt zur Verfü- gung zu stellen. Als Museums- schiff lag die „Schaarhörn“ in Cuxhaven im Kugelbakehafen und am Brunsbüttelhöft. Doch angesichts der enormen Kos- ten entschloss sich der Eigner zum Verkauf. Wenig später wurde die „Schaarhörn“ nach Schottland verkauft. Der Käu- fer, Keith Schellenberg, woll- te das Schiff von Cuxhaven mit einer bunt zusammenge- würfelten Crew auf eigenem Kiel nach Cranton/Schottland überführen. Das wäre fast in einer Katastrophe geendet: Am 30. August 1973 verließ die „Schaarhörn“ Cuxhaven. „Zwei Tage sollte die Über- fahrt dauern, aber das klappte leider nicht“, weiß Uwe Mes- senbrink, der die Geschichte der „Schaarhörn“ aus dem Eff- eff kennt. Ein Sturm mit Wind- stärke 9 aus süd-südwestlicher Richtung machte der Crew einen Strich durch die Rech-
Foto: Uwe Messenbrink
schwappte dort bedenklich hin und her und stand schon über den Flurplatten. Die Heizer waren erschöpft und die Feuer konnten nicht mehr ausreichend gep egt werden. Es fehlte deshalb an Dampf- druck und das Schiff machte nicht mehr ausreichend Fahrt“, berichtet Uwe Messenbrink.
te die „Schaarhörn“ praktisch mit dem letzten Stück Kohle den kleinen Hafen von Teessi- de. Auf den letzten Seemeilen verfeuerte die Crew sogar den Stragula-Fußboden, der als Modernisierung in den Salons eingebaut worden war. Von Teesside ging es später weiter nach Buckie, einem kleinen
Foto: Uwe Messenbrink
sich ihr Zustand zusehends verschlechtert hatte, verwüs- teten zu allem Über uss auch noch Rowdys den größten Teil der historischen Inneneinrich- tung. Mit Feuerbeilen aus dem Maschinenraum zerschlugen sie das Inventar und versuchten damit den Kessel anzuheizen – allerdings ohne vorher die Schornsteinklappen zu öffnen. Wohl deshalb gelang es den unbekannten Tätern nicht, das Schiff in Fahrt zu bringen. Sie scheiterten offenbar an dem total verqualmten Kessel- und Maschinenraum.
1975 berichtete die Presse, dass der damalige Eigentümer sich nicht mehr in der Lage sähe, das Schiff weiter zu unterhal- ten und deshalb einen Käufer suche. Keith Schellenbergs Plan, die „Schaarhörn“ für Kreuzfahrten einzusetzen, hat- te sich zerschlagen. Vorüberge- hend diente die „Schaarhörn“ noch als Gastronomieschiff in Newcastle an der englischen
 Die Vorsitzende des Fördervereins Herta Kornetzky und Kapitän Uwe Messen- brink an Bord ihres Traumschiffes. Foto: Carsten Weede
  Frühjahr 2020
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