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  re Formen erhalten, zog man die Drähte immer wieder durch jeweils minimal klei- ner geformte Löcher, bis sie schließlich die gewünschte Größe erreicht hatten“, erklärt die Blaudruckerin. Heute können nur noch sehr wenige Menschen Modeln fertigen, denn den Lehrberuf des Form- stechers gibt es nicht mehr, ebenso wenig wie den des Blaudruckers. „Die Modeln sind der wertvollste Schatz jeder Blaudru- ckerei. Bei guter P ege kann man sie über Jahrhunderte verwenden“, erklärt Annero- se Rathjen.
Ein Teil der neuen Dauerausstellung beleuchtet auch die Historie des Wissens- transfers von Ost nach West – unter ande- rem durch die niederländische und briti- sche Handelskompanie mit Texten und Abbildungen von historischen Segelschif- fen. „Neben Abbildungen vom Schweizer Nationalmuseum hat auch das Reichsmu- seum in Amsterdam uns freundlicherwei- se die Abbildung eines Forts der Briten in Kalkutta zur Verfügung gestellt“, berichtet die engagierte Ehrenamtliche.
In der Blaudruck-Dauerausstellung gibt es viel Spannendes zu entdecken. Dabei ist die Bezeichnung „Blaudruck“ eigentlich
In den drei Meter tiefen Küpen werden die Stoffe gefärbt. Bis zu zehnmal wird der Stoff in die kalte Küpe getaucht.
irreführend, weil der Stoff noch weiß ist, während er mit dem Papp bedruckt wird. Das geschieht im Obergeschoss des Blau- druckspeichers und zwar folgendermaßen: Um den Papp gleichmäßig auf die Druck- form zu verteilen, drückt Ilse Riebesell den Model in eine Art großes Stempelkissen, das mit Papp bestrichen wurde. Daneben liegt auf einem gepolsterten Tisch ein wei- ßes Stück Stoff, das die Blaudruckerin in eine hübsch gemusterte blau-weiße Tisch- decke verwandelt will. Ilse Riebesell legt den Model auf den Stoff und schlägt mit
der bloßen Faust kräftig auf die Druckform. Nach jedem Schlag versetzt Ilse Riebesell den Model auf dem Stoff an eine neue Stel- le. Dadurch wird die grünliche Paste Stück für Stück auf den weißen Stoff gedruckt. An jeder Ecke hat die Model einen soge- nannten Rapportstift, der beim Drucken auf dem Stoff eine Markierung hinterlässt. „Genau da setze ich den Model wieder an, damit der Ansatz fortlaufend passt und ein lückenloser Druck erfolgt“, sagt die erfah- rene Blaudruckerin. So geht das weiter, bis die ganze Tischdecke ein Muster mit Rand bekommen hat. Anschließend beginnt die mehrwöchige Trockenzeit, denn der Papp muss aushärten. Erst danach tauchen die Blaudruckerinnen das Leinen mehrmals in ihre Küpe. Mit Wasser und stark verdünn- ter Säure wird der Papp anschließend her- ausgewaschen, und endlich ist das weiße Muster auf königsblauem Grund zu sehen. Eine gute Gelegenheit die Blaudruckerin- nen in Aktion zu erleben, bietet sich am Freitag, 1. Mai, von 11 bis 17 Uhr beim „Museumsdag & Markt an de Beek“ auf dem Gelände des Heimatmuseums in Scheeßel. Der Eintritt ist frei. www.heimatmuseum-scheessel.de
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