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  Brennnessel
 Brennnesseln halten Garten und Gärtner gesund, deshalb sollte in jedem Garten eine Ecke für Brennnesseln reserviert bleiben. Brennnesseln gehören zu den wunderbarsten Unkräutern, die in unserem Garten wachsen können. Analysen haben erwiesen, dass die Brennessel Nesselgiftstoff, Histamin, Ameisensäure, Lecithin, viel Chlorophyll, Eisen, Kieselsäure, Kalk, Kalium, Phosphor, Schwefel, Natrium und die Vitamine A, B und C enthält.
Sie wirkt blutbildend, blutreinigend und anregend auf den gesam- ten Stoffwechsel.
Deshalb essen Sie die Brennesseln! Ob als Gemüse statt Spinat oder als Suppeneinlage und kleingehackt in Quark wirken sie stoffwechselanregend und erfrischend. Schon Pfarrer Sebastian Kneipp hat geraten: „Wer unreines Blut hat, soll zur Frühlings- oder Sommerzeit recht oft Brennessel wie Spinat essen.“
Gegen Entzündungen der Harnorgane, gegen Nieren- und Blasen- steine hilft Tee: 3 Teelöffel frisches oder getrocknetes Kraut werden mit 2 Tassen Wasser angebrüht und 10 Minuten ziehen gelassen. In der Haarp ege wird die Brennessel nicht ohne Grund viel ver- wendet. Hier ein naturbelassenes und preisgünstiges Rezept für eine Haarspülung: frisches oder getrocknetes Kraut klein schnei- den, mit kochendem Wasser überbrühen und 10 bis 20 Minuten ziehen lassen. Nach dem Abkühlen nehmen sie den Tee als letzte Spülung. Schon nach der ersten Anwendung merken Sie, dass sich Ihre Haare kräftiger anfühlen, bei regelmäßiger Anwendung redu- zieren Sie nicht nur Ihren Brennesselbestand erheblich, sondern erzielen auch eine verbesserte Durchblutung der Kopfhaut, was gegen Haarausfall und Schuppen hilft.
Das Brennen beim Anfassen der Nesseln entsteht, wenn die Spitzen der Brennhaare abbrechen. Sie sind mit Ameisensäure gefüllt, die durch die Poren der Haut eindringen und kleine Entzündungen ver- ursachen. Beim P ücken der Nesseln kann man sich durch Hand- schuhe dagegen schützen.
Männliche und weibliche Blüten be nden sich auf verschiedenen P anzen. Die Erscheinung hat der P anze ihren Artnamen ver- liehen: „dioica“, das heißt zweihäusig.
Brennnesseln sind Wirtsp anzen für die Schmetterlingsraupen des Kleinen Fuchses (Vanessa urticae) und des Tag-Pfauenauges (Vanessa io). Daher sollte man die Brennesseln nicht nur nutzen, sondern auch einige ungestört wachsen lassen.
Sie brauchen Dünger, ein Mittel zur P anzenstärkung und zur Schädlingsabwehr? Die Brennessel liefert Ihnen, zu Jauche verar- beitet, alles zusammen, außerdem lieben Regenwürmer mit Brenn- nesseljauche gedüngten Boden.
Brennnesseljauche: frisches kleingeschnittenes Kraut mit Regen- wasser (oder abgestandenem Leitungswasser) ansetzten. Täglich einmal umrühren. Gegen den entstehenden Geruch mit Gesteins- mehl bestäuben. Nach 1,5 bis 3 Wochen ist die Jauche fertig. Sie hat dann aufgehört zu schäumen und eine dunkle Farbe angenom- men. Nun muss sie 1:10 verdünnt werden. Ihre P anzen werden begeistert sein.
  Blühender Fenchel lockt zahlreiche Insekten an. Foto: Heike Wiese
und die Beschilderung der P an- zen sowie die P anzenberatung. Der große Nutzgarten, in dem die P anzen ohne Spritzmittel und Kunstdünger wachsen und gedeihen, ist einer ihrer Lieb- lingsorte. Seit über 20 Jahren bewirtschaftet Heike Wiese auch ihren eigenen Garten in Neu- graben naturnah. In praxisnahen Vorträgen, die sie mit Fotos und Abbildungen illustriert, gibt sie Erfahrungen und Tipps aus dem Botanischen Garten und dem privaten Garten an interessierte Hobby-Gärtner und Naturfreun- de weiter. Die Expertin infor- miert über insektenfreundliche P anzen, Wasserstellen und weitere Möglichkeiten, Gärten zu vielfältigen Lebensräumen zu gestalten. Die Zuhörer spüren, wie wichtig ihr das Thema ist. Dabei kommt Heike Wiese ohne
erhobenen Zeige nger aus. Sie setzt auf Aufklärung und Wis- sensvermittlung, nicht auf Ver- bote und Reglementierung: „Ich gebe nur Anregungen, wie man einen naturnahen Garten anlegen oder schrittweise einführen kann, wenn man möchte. Von Verboten halte ich nichts; schließlich kann jeder in seinem Garten machen, was er möchte.
Wie aber verwandelt man seinen Garten in ein blühendes Para- dies für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge? „Machen Sie sich nicht zu viel Arbeit, oft ist weniger mehr, achten Sie aber auf Vielfalt“, rät Heike Wiese. Ein naturnah gestalteter Garten mit unterschiedlichen heimi- schen Sträuchern, Stauden und Blumen sei p egeleichter, als viele annehmen. Wichtig sei allerdings neben der richtigen
  Insektenhotels bieten Wildbienen Schutz und Nistmöglichkeiten.
 Frühjahr 2020
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