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schaften mit viel Wald und klei- nen Dörfern. An den Wochen- enden herrscht auf dem Land in Böhmen reger Betrieb. Die Böhmen lieben die Natur, und wer es sich irgend leisten kann, egal ob Jung oder Alt, hat ein Ferienhäuschen auf dem Land und steuert am Abend gern das Dorfgasthaus an. Bier ist das Nationalgetränk. Das wundert nicht angesichts der hervorra- genden Biere, die auch in unge- zählten regionalen und lokalen Brauereien nach traditioneller
Kunst gebraut werden. Nir- gends auf der Welt wird pro Kopf mehr Bier getrunken als in Tschechien – 2017 waren es 183,1 Liter. Zum Vergleich: Rang 2 belegten in dem Jahr die Österreicher mit 106,6 l, gefolgt von den Deutschen mit 100,1 Litern. Abseits der touristischen Gastronomie schlägt ein halber Liter Bier in Böhmens Gaststätten mit 1,20 bis 2,00 Euro sehr moderat zu Buche.
Das gilt ebenso für die herzhaf-
  Das Prebischtor ist die Attraktion des Nationalparks Böhmische Schweiz. Die natürliche Felsenbrücke aus Sandstein misst 26 Meter Spannweite, 16 Meter lichte Höhe und eine Breite des bis 1982 begehbaren Bogens von mehr als sieben Metern. Damit ist sie die größte in Europa.
Hřensko ist ein kleiner Ort an der Grenze zu Sachsen, der von der unmittelbaren Nähe zur Böhmischen Schweiz und dem Einkaufstou- rismus lebt. Nach Geschäftsschluss ist hier wenig los.
te böhmische Küche, die selten  eischlos ist. Deftige Speisen sind besonders in den ländli- chen Regionen deutlich preis- günstiger als in Deutschlands Lokalen. Eine Rechnung von unter zehn Euro für eine knus- perige Gänsekeule, serviert mit böhmischen Knödeln, Rot- kraut und einem halben Liter guten böhmischen Bieres, spricht für sich. Beim Bezah- len wird in Böhmen der Euro in der Regel wie die Landes- währung Tschechische Krone akzeptiert.
Nach 40 Kilometern ist Sloup v Čechách erreicht. Die 730-See- len-Gemeinde ist durch ihre Felsenburg Einsiedlerstein bekannt geworden. Auf dem etwa 100 Meter langen und 40 Meter hohen freistehenden Sandsteinfelsen soll eine Fel- senburg aus dem späten 13. Jahrhundert gestanden haben. Davon sind jedoch keine ein- deutigenSpurenmehrzu n- den. Nach etlichen Wechseln der Besitzer war die Burg 1639 von den Schweden zerstört
worden. Die Treppen, Gänge und Kavernen im Fels wurden erst später und größtenteils von den Einsiedlern gehauen. Vom Grafen von Kokořovský war der Fels 1690 zur Einsiedelei erhoben worden, bis Kaiser Josef II. sie 95 Jahre später wieder aufhob. In dieser Zeit lebten hier nacheinander sechs Eremiten – ein Baumeister, ein Maler, ein Soldat, ein Tischler, ein Glaslinsenschleifer und ein Weber. Der Eintritt für die ungewöhnliche Sehenswür- digkeit kostet rund zwei Euro. Von hier etwa 30 Kilometer weiter nordwestlich liegt die Böhmische Schweiz. Zum Schutz der spektakulären Felsgebiete um das berühm- te Prebischtor und der tiefen Klammen des kleinen Flusses Kamnitz wurde hier Anfang 2000 der Nationalpark Böhmi- sche Schweiz eingerichtet. Das Prebischtor ist mit 26 Metern Spannweite Europas größte natürliche Sandstein-Brücke. Direkt am Tor wurde 1881 das Hotel „Falkennest“ gebaut.
Die großen und teils alten Bäume, die auf der Felsenburg Einsiedler- stein wachsen, sind genügsam und haben ihren Weg gefunden, sich bei Wind und Wetter auf dem Sandsteinfelsen zu halten.
   Frühjahr 2020
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