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 Draußen sein, rennen und nach Herzenslust toben - im Pfad nder_innen-Camp
schnitzen. „Wir machen uns unser Geschirr selbst – Löf- fel und Holzschüsseln“, sagt der 21-jährige Konstantin und präsentiert seinen fast fertigen Löffel. Die16-jährige Hanna zeigt ihre Holzschüssel. Die Vertiefung hat sie mit glü- henden Kohlestückchen in das Holz eingebrannt. „Man braucht ein bisschen Geduld, um das hinzubekommen“, sagt sie. Ein junger Pfad nder steht in einiger Entfernung an einem Hauklotz und hackt Feuer- holz. „Den Stiel für die Axt haben wir vorhin auch selbst
seit den 1970er-Jahren nicht mehr. „Stattdessen passen wir unsere Organisationsformen und Inhalte immer wieder den Bedürfnissen und Interes- sen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an“, betont die Bildungsreferen- tin. Und: „Das Pfade-Finden haben wir dabei nicht aufge- geben – wir suchen sie in der Natur, in der Gesellschaft, in den Kulturen, der Geschichte, im Internet und überall da, wo Jugendliche unterwegs sind.“ Der Bund Deutscher Pfad n- der_innen biete allen interes-
haben alle Kinder Spaß.
Musik und dem realen Kon- takt zur Natur kommen wir uns selbst auf die Spur. Wir erleben die verbindende Kraft des Feuers für eine Gruppe, die stärkende Herausforderung von Diskomfort, die Befriedi- gung, etwas selber gemacht zu haben und die tiefe Ruhe, die einkehrt, wenn man mal ganz still alles betrachtet“, sagt die studierte Umweltwissen- schaftlerin.
Die 33-jährige aus Lüneburg- Rettmer will bei Kindern und Jugendlichen Neugier und Begeisterung über P an- zen, Tiere und die Elemente wecken, all ihre Sinne anregen und sie ermutigen, selbst aktiv zu werden und die Wunder der Natur zu entdecken. Was die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Abenteu- er-Camp erwartet? „Weniger denken, mehr handeln und
Foto: BDP
fühlen und sich gegenseitig authentisch austauschen. Der Neugier folgen, Wettbewerbs- denken mal Pause machen las- sen, Spaß haben und zu Acht- samkeit einladen. Aus Natur- materialien Dinge herstellen, die wir im Alltag gebrauchen können, Geschichten erzählen, ein Feuer ohne Streichhölzer machen.“
Die Jugendlichen haben bereits trockene Äste und Zweige gesammelt. Einige Holzstü- cke sind zu einem Lagerfeuer aufgeschichtet. „Wir wollen gleich zeigen, wie wir ein Feuer ohne Streichhölzer oder Feuerzeug entzünden können“, erklärt Johanna Nolte. Die Wildnis- und Erlebnispädago- gin hält dabei ein Messer in der Hand. Einige der Jugend- lichen sind ebenfalls mit Mes- sern ausgerüstet. Sie sitzen im Schneidersitz am Boden und
Da kommt Stimmung auf: Kräftemessen beim Armdrücken.
Foto: BDP
   Am Lagerfeuer werden spannende Geschichten erzählt und Pläne geschmie- det. Foto: BDP
gemacht“, sagt Hanna, die über eine Freundin zu den Pfad n- der_innen gekommen ist.
Den „Bund Deutscher Pfad-  nder_innen“ (BDP) gibt es schon ziemlich lange: 1948 als „Bund Deutscher Pfad-  nder“ nach Faschismus und Weltkrieg neu gegründet und mehrfach umgestaltet, erfolgte in den 1980er-Jahren zunächst die Umbenennung in „Bund Deutscher Pfad nderInnen“. Heute ist der Verband als „Bund Deutscher Pfad nder_ innen“ aktiv und anerkannt. „Schon die Veränderung des Namens zeigt, dass unser kon- fessionell ungebundener Pfad-  nderverband sich permanent weiterentwickelt“, sagt Johan- na Nolte. Kluften und tradi- tionelle Pfad nder-Struktu- ren gebe es im BDP bereits
sierten Kindern und Jugend- lichen den unterstützenden Rahmen, ihre Ideen und Wün- sche in größtmöglicher Eigen- ständigkeit und Eigenverant- wortung umzusetzen. „Wir wünschen uns selbstbestimmte Menschen, die Verantwortung für ihr räumliches, soziales und politisches Umfeld über- nehmen“, sagt Johanna Nolte. Der Bund Deutscher Pfad-  nder_innen arbeite basis- demokratisch, konsum- und gesellschaftskritisch, natur- und erlebnisorientiert, anti- rassistisch, geschlechter- und genderbewusst. „Tatsächlich machen wir, was uns gefällt. Wir mischen uns ein, wann, wie, wo wir es für richtig hal- ten. Wir sind kreativ, chaotisch, undogmatisch, engagiert, manchmal schrecklich faul,
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