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Das Freilichtmuseum am Kiekeberg in der Nordheide erinnert mit seiner neuen Sonderausstellung „Zwischen Trümmern und Träumen

Weihnachten in der jungen Bundesrepublik“ daran, wie Menschen in der Zeit des Elends und der Flucht zusammenrücken. Durch einen Blick in die Wohnzimmer am Heiligen Abend der Nachkriegszeit erfahren Besucher, wie sich die Lebensumstände langsam wandeln: Vom reinen Überleben, dem Wiederaufbau bis zur Konsumfreude der Wirtschaftswunderjahre. Die Sonderausstellung ist vom 17. November 2018 bis 17. Februar 2019 im Freilichtmuseum zu sehen. Der Eintritt kostet 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.

Die Sonderausstellung „Zwischen Trümmern und Träumen. Weihnachten in der jungen Bundesrepublik“ vermittelt Besuchern in drei Zeitabschnitten, wie in der Not bis hin zum wirtschaftlichen Aufschwung Weihnachten gefeiert wird: Die erste Friedensweihnacht 1945 – es fallen zwar keine Bomben mehr, aber die Menschen kämpfen weiter gegen Hunger, Kälte und Wohnungsnot. Sie warten auf die Rückkehr ihrer Männer, Väter und Söhne. In Notunterkünften finden Flüchtlinge zwischen Feldbett und kleinem Eisenofen kreative Wege, die Enge festlich zu gestalten, und suchen Trost in den bekannten Liedern. Handwerklich begabte Verwandte schenken liebevoll aus Kriegstrümmern gefertigte Spielzeuge oder reparierte Puppen. „Historischer Weihnachtsschmuck, alte Wunschzettel oder Briefe aus der Region erzählen den Besuchern berührende Geschichten. Manch einer fühlt sich erinnert an persönliche Schicksale aus der eigenen Familie“, ist sich Verena Pohl, Kuratorin am Kiekeberg, sicher.

Nach der Währungsreform folgen die Jahre des Wiederaufbaus: Lebens- und Heizmittel sind wieder verfügbar. Die Menschen kaufen sich erste neue Möbel. Familien finden zusammen, die Männer kehren aus der Kriegsgefangenschaft zurück, viele versehrt. Zu dieser Phase zeigt die Sonderausstellung einen typischen Wohn-Schlafraum mit schmächtigem Nadelbaum und wenigen Kerzen als Ort der Hoffnung auf Normalität und bessere Zeiten.

Um das Jahr 1959, mitten im Wirtschaftswunder, erlebt die Bevölkerung den Weihnachtsabend schon mit deutlich gewachsenem Wohlstand: Die Ausstellung präsentiert ein Wohnzimmer, das mittlerweile Platz für den üppigen Weihnachtsbaum mit elektrischer Lichterkette bietet. Das Weihnachtsessen wandelt sich von der kalorienarmen Notration zum Festmahl mit süßen Leckereien für die ganze Familie. Kinderaugen leuchten beim Anblick der neu gekauften Geschenke. Bunte Prospekte und Schaufenster beeinflussen die Wunschzettel. Die Nachkriegssorgen sind vergessen.

Viele Flüchtlinge haben zu dieser Zeit im Landkreis Harburg eine neue Heimat gefunden und sich aus Trümmern eine Zukunft aufgebaut. Wohnten hier 1939 noch 62.602 Menschen, waren es zehn Jahre später bereits 124.397. Die damaligen Herausforderungen der Menschen sich in das alltägliche Dorfleben einzufinden, sind nach der aktuellen Flüchtlingswelle wieder nachvollziehbar. So widmet das Freilichtmuseum der Nachkriegszeit einen mit dem großen Projekt „Königsberger Straße“ einen eigenen Themenbereich: „Ergänzend zu unseren 40 Häusern und Gärten aus drei Jahrhunderten wollen wir an die jüngere Geschichte anknüpfen“, erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „In den nächsten Jahren entsteht hier ein Straßenzug mit Gebäuden, der die Mühen der Menschen in den Jahren 1945 bis in die 1970er deutlich macht. Neubürger brachten neues Fachwissen und einen starken Aufbauwillen mit, sie veränderten mit anderen Bräuchen das bestehende Dorfleben.“ Die Bauarbeiten für das Museumsprojekt haben begonnen.

      

Weihnachten 1957, Großmutter mit Kind           Weihnachten in Notzeiten

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