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Ob vor dem Fassbierwagen, der Postkutsche oder im Hochgebirge:

Zugpferde waren in der Geschichte der Mobilität von großer Bedeutung. Die Rolle der Pferde in Logistik und Wirtschaft steht im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung „Zugpferde. Kulturgeschichte echter Pferdestärken“ vom Freilichtmuseum am Kiekeberg und dem Zugpferdemuseum Lütau. Einen Höhepunkt bildet der originale Fassbierwagen der Hamburger Holstenbrauerei, vor den zwei lebensgroße Kunststoff-Pferde mit aufwändigem Prunkgeschirr gespannt sind. Die Ausstellung ist bis zum 28. Oktober geöffnet. Der Eintritt ins Museum kostet 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.

Zugpferde kamen sowohl auf dem Land als auch in der Stadt zum Einsatz. „Es ist erstaunlich, wie viel Einfluss Zugpferde hatten. 1950 waren unvorstellbare 1,57 Millionen Pferde im Einsatz – ohne die Gespanne wären Handel und Landwirtschaft gar nicht möglich gewesen“, erklärt Landrat Rainer Rempe. Neben der klassischen Arbeit auf dem Feld zogen sie auch Lokomotiven, ermöglichten den öffentlichen Nahverkehr der Städte mit Omnibussen oder arbeiteten unter Tage im Bergbau. Thematisiert wird vor allem die Zeit der Industrialisierung. Jürgen Hagenkötter, Leiter der Zugpferdemuseums Lütau, erklärt: „Mit der Zeit der Dampfmaschinen und Eisenbahnen begann auch die Hochphase der Zugpferde: Nie zuvor mussten so viele Waren transportiert werden. Ohne die Zugpferde hätte die Industrialisierung an den Toren der Werke geendet.“ Erst in den 1950ern löste die Motorkraft die echten Pferdestärken ab. Heiner Schönecke, Vorsitzender des Fördervereins des Freilichtmuseums am Kiekeberg, erinnert sich an die Fahrt mit Pferd und Wagen zum Harburger Wochenmarkt. „Damals war ich fünf. Ein Jahr später, im Jahr 1952, hatten wir den ersten Tempo Wiking. Damit war die Zeit der Pferde auf unserem Hof zu Ende.“

Die Ausstellung zeigt auch die Zusammenarbeit von Mensch und Tier: Welche Beziehung hatte der Knecht zu den Pferden? Wie erleichterten Zugpferde die Arbeit der Menschen? „Pferde waren Arbeitstiere, die eine enorme Kraft mit sich brachten. Sie wurden als Nutztiere gehalten und waren für den Besitzer von hohem Wert“, erklärt Stefan Zimmermann. So wurde beispielsweise auf bis zu einem Drittel der Feldflächen Hafer als Futtermittel angebaut.

In der Ausstellung gibt es Mitmachstationen für Besucher jeden Alters. Verschiedene Gewichte und Lasten zeigen, was 1 PS wirklich bedeutet, und an einem Fahrlehrgerät nehmen die Besucher selbst die Fahrleinen in die Hand. Die Sonderausstellung ist zum Sehen und Anfassen und vor allem zum Staunen. „Wir verbinden die Ausstellung mit den typischen Kiekeberg-Themen: Bei uns werden die Schleswiger Kaltblüter vor Pflug und Egge gespannt oder treiben den Göpel an“, erzählt der Vorsitzende des Stiftungsrates des Museums Klaus-Wilfried Kienert.

Im Freilichtmuseum am Kiekeberg erzählen über 40 historische Gebäude und Gärten von der Kultur und Lebensweise in der Winsener Marsch und der nördlichen Lüneburger Heide. Auf dem Außengelände Museums leben in historischen Bauernhäusern und Ställen das dazugehörige Vieh: Alte Nutztierrassen wie Pommersche Gänse, Bunte Bentheimer Schweine und Schleswiger Kaltblüter machen das Museum lebendig.

 

v. l. Stefan Zimmermann (Museumsdirektor des Freilichtmuseums am Kiekeberg), Rainer Rempe (Landrat des Landkreises Harburg),
Klaus-Wilfried Kienert (Vorsitzender des Stiftungsrates des Freilichtmuseums am Kiekeberg),
Heiner Schönecke (Vorsitzender des Fördervereins des Freilichtmuseums am Kiekeberg) und
Jürgen Hagenkötter (Leiter des Zugpferdemuseums Lütau), Foto FLMK

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